Spannende Entwicklungen am Mainzer Staatstheater: Das Theaterhaus greift immer mehr auch nach den Gebäuden in seiner Nachbarschaft. Zum 4. Januar 2020 übernimmt das Staatstheater die Gastronomie des Theaters selbst, baut Foyer und Kantine um – und wird bis Sommer 2020 auch das benachbarte Haus des Weins übernehmen. Geplant sei ein Gesamtkonzept „für eine kreative Weiterentwicklung von Gastronomie und Theater aus einer Hand“, teilte das Theater am Freitag mit, so solle der Theaterbesuch noch stärker zu einem Gesamterlebnis werden.

Das Mainzer Staatstheater, links daneben das Haus des Weins. - Foto: gik
Das Mainzer Staatstheater, links daneben das Haus des Weins. – Foto: gik

Das „Haus des Weins“ am Mainzer Gutenbergplatz steht seit Kurzem leer, die langjährige Gastronomie mit Schwerpunkt auf exzellenten Weinen wurde aufgegeben – was dem nachfolgen soll, war bislang unklar. Das Haus gehört der Mainzer Wohnbau, in den oberen Geschossen war bis vor ein paar Jahren das Deutsche Weininstitut zuhause, das „Haus des Weins“ im Erdgeschoss war eine Institution als Restaurant und Anlaufstelle für eine große Weinauswahl. Im OB-Wahlkampf gab es denn auch Stimmen, das „Haus des Weins“ könne eine Mainz-Vinothek werden, ein Schaufenster für die Great Wine Capital Mainz.

Nun wurde überraschend bekannt: Das Mainzer Staatstheater will das HDW für sich, um es als gastronomischen Anlaufpunkt, aber auch als Spielstätte für Lesungen und Performances zu nutzen. „Ein solcher Ort im Zentrum von Mainz wäre eine Bereicherung für die Stadt und die Region“, heißt es in der Pressemitteilung. Das Staatstheater Mainz habe sich in den vergangenen Jahren „immer mehr zum kommunikativen Treffpunkt der Stadt entwickelt“, Besucher- und Abonnentenzahlen stiegen, es gebe „das spürbare Bedürfnis der Theatergänger, sich auch rund um die Vorstellung zu begegnen und auseinanderzusetzen.“ Die Idee eines Theaters als öffentlicher Ort, wo die Bürger aus Stadt und Region zum lebhaften Gespräch zusammenkämen, sei „von größter Wichtigkeit.“

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Und dafür biete das HDW in direkter Nachbarschaft die perfekten Voraussetzungen: Hier könnten Besucher und Sänger, Tänzer, Regisseure und Schauspieler einander begegnen, und das an dem Ort, an dem das Herz der Stadt schlage: auf dem Markt, am Gutenbergplatz. „Hier ist der Platz, an dem gestritten und geschwärmt, verhandelt und diskutiert wird – und das geht am besten bei gutem Essen und gutem Wein“, heißt es weiter. Das HDW gäbe einen wunderbaren Ort für Lesungen, Liederabende, Talkrunden, literarische Salons und vieles mehr, die Restaurantgäste kämen zwanglos und niedrigschwellig in Kontakt mit dem Theater.

Das Mainzer Staatstheater am Gutenbergplatz von oben gesehen. - Foto: gik
Das Mainzer Staatstheater am Gutenbergplatz von oben gesehen. – Foto: gik

Für das Staatstheater ließe sich mit dem HDW denn auch die gesamte Küche auslagern. Ab Januar 2020 übernimmt das Theater die Mitarbeiterkantine und die Foyerbewirtung selbst, das Foyer soll komplett umgebaut werden, um Garderoben- und Foyersituation zu verbessern und die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Die Theaterkantine sei dringend sanierungsbedürftig, heißt es weiter, hier sei aber kein neuer Kantinenbetrieb geplant. Stattdessen könnte die Küche des HDW die Theaterkantine mitbetreuen, die Terrasse zwischen beiden Gebäuden aus einer Hand bespielen und auch gleich Räume für Besuchergruppen oder Firmenevents vorhalten. Für die neuen gastronomischen Aktivitäten wurde auch gleich der bekannte Mainzer Gastronom Martin Joham verpflichtet.

Ob das Staatstheater allerdings das HDW gleich langfristig pachten kann, ist noch nicht entschieden – es handelt sich vorerst um eine Zwischennutzung bis Sommer 2020. Man habe sich für das langfristige Betreiben des HDW beworben, heißt es beim Staatstheater, und hoffe sehr, „dass es so perspektivisch zukünftig zu einer langfristigen echten Bereicherung kommen kann.“ Man wolle die einmalige Chance nutzen, die Freude am Denken, die Lust am Genuss und den Spaß an der Begegnung miteinander vereinen zu können „und so das Mainzer Lebensgefühl feiern und fortschreiben.“

Erik Raskopf wird neuer Geschäftsführender Theaterdirektor des Mainzer Staatstheaters. - Foto: Andreas Etter
Erik Raskopf wird neuer Geschäftsführender Theaterdirektor des Mainzer Staatstheaters. – Foto: Andreas Etter

Zugleich gab das Staatstheater am Freitag auch noch eine neue Personalie bekannt: Erik
Raskopf wird zum 1. März Nachfolger von Volker Bierwirth als Geschäftsführender Theaterdirektor am Staatstheater Mainz. Raskopf ist bereits als Künstlerischer Betriebsdirektor, Prokurist und Stellvertreter des Intendanten in Mainz tätig, er habe sich „in einem anspruchsvollen, mehrstufigen Bewerbungsverfahren klar gegenüber zahlreichen anderen Kandidaten durchgesetzt“, betonte das Staatstheater. Raskopf vereine gleichermaßen künstlerisches und betriebswirtschaftliches Know-How und habe bereits jetzt großen Anteil am Erfolg des Mainzer Staatstheaters.

Raskopf studierte BWL und wurde unter anderem 2001 Gründungsdirektor des Museums der Augsburger Puppenkiste, dem inzwischen erfolgreichsten Puppentheatermuseum Europas mit weit über einer Million Besuchern. Von 2005 bis 2008 war er Betriebsdirektor des Tanztheaters am Staatstheater Nürnberg und dort später Chefdisponent, 2014 kam er mit Intendant Markus Müller nach Mainz und wurde hier künstlerischer Betriebsdirektor und Chefdisponent.

Info& auf Mainz&: Zur Webseite des Mainzer Staatstheaters mit allen aktuellen Terminen und Produktionen geht es hier entlang.

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