Sie sind immer noch da, und sie sind weiter laut: Fast ein Jahr nach dem Beginn der Fridays for Future-Proteste in Mainz sind am Freitag noch einmal bis zu 3000 Protestierende für ein Umsteuern in der Klimapolitik auf die Straße gegangen. Und dabei zeigte sich: Der Klimastreik ist inzwischen ein breites Bündnis aus Scientistst, Parents, Students und sogar Omas for Futures. „Es ist nötig, dass wir weiter streiken, weil eben noch nichts passiert ist“, sagte Theresa Gemke von Fridays for Future gegenüber Mainz& und versicherte: „Wir hören nicht auf, bis etwas passiert.“

Klimakids beim Klimastreik in Mainz mit Plakaten. - Foto: gik
Klimakids beim Klimastreik in Mainz mit Plakaten. – Foto: gik

Vor gut zwei Monaten waren noch 10.000 Demonstranten in einem Sternmarsch durch Mainz gezogen, es war just der Tag, an dem in Berlin die Große Koalition ihr Klimapaket beriet. Fünf Wochen danach ist die Ernüchterung groß: „Wir sind angetreten mit großen Hoffnungen“, ruft Fabian Ehmann von Fridays for Future in die Menge. Doch statt einem Klimapaket sei nicht einmal ein Päckchen gekommen, „am Ende kam nur ein Brief“, ruft er: „Wir sind hier um zu sagen, das reicht uns bei weitem nicht.“

So sehen sie es alle hier: Erwachsene, Eltern, Jugendliche, Studierende, auch die Klimakids von der Leibniz-Grundschule aus Mainz-Bretzenheim sind wieder hier. „Geändert hat sich nichts“, sagt Johannes Schneider, der Physiker von der Mainzer Universität war auch im September schon beim Klimastreik mit von der Partie. Das sei einerseits schon frustrierend, schließlich warne die Wissenschaft schon seit 30 Jahren, und das ohne Ergebnis, sagt der Physiker aus der Atmosphärenforschung des Max-Planck-Instituts: „Eine Erderwärmung auf zwei Grad wäre eine Katastrophe.“

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Andererseits, sagt Schneider, sei aber auch „motivierend, dass sich die jungen Leuten interessieren, dass das Thema so präsent ist.“ Die ganze Woche über organisierten die Studierenden an der Johannes Gutenberg-Universität eine öffentliche Klimastreikwoche mit Vorträgen und Workshops, Schneider ist begeistert von dem Engagement. „Noch besteht ja auch Hoffnung“, sagt er.

Studentin Luana Mertens (rechts) findet: Alle Macht nutzen, die man hat! - Foto: gik
Studentin Luana Mertens (rechts) findet: Alle Macht nutzen, die man hat! – Foto: gik

„Ich bin Verdi for Future“, sagt ein paar Schritte weiter ein Gewerkschafter, seine Nachbarin betont, ihr sei einfach „das Thema wichtig, es geht um mein Leben.“ Die Wiesbadenerin bemüht auf ihrem Plakat die berühmten Gallier Asterix und Obelix, „das gallische Dorf, das passt ja irgendwie“, sagt der Gewerkschafter. Tatsächlich siegen am Ende Asterix und sein Freund Obelix stets gegen eine Übermacht, und so wollen auch die Protestierenden hier überhaupt nicht aufgeben. „Man sollte sich schlecht fühlen, wenn man nicht aktiv ist“, sagte Studentin Luana Mertens aus Mainz: „Man sollte alle Macht nutzen, die man hat – in meinem Fall ist das Transparente malen.“

Plakat beim Klimastreik in Mainz: Vielleicht retten Asterix und Obelix ja das Klima... - Foto: gik
Plakat beim Klimastreik in Mainz: Vielleicht retten Asterix und Obelix ja das Klima… – Foto: gik

Gerade zerrt die Ignoranz an dem Politiker, der nachdenklich Greta betrachtet – eine Gruppe Studierender der Theaterwissenschaften hat sich überlegt, wie mand as Klimadrama szenisch umsetzen kann. „Wir spielen im Prinzip Topfschlagen“, sagt Maik Seitz: „Die Politiker sind blind für die Klimapolitik weil sie von der eigenen Ignoranz geführt werden.“ Die Ignoranz sei zu stark, sagt Greta, pessimistisch, die anderen widersprechen: „Vielleicht gibt es doch noch ein Happy End“, sagt einer.

„Es ist ein bisschen frustrierend, dass noch immer nichts passiert ist“, sagt Organisatorin Theresa Gemke, „das ist traurig, hält uns aber nicht ab, weiter für unser Ziel zu kämpfen.“ Das Klimapaket der GroKo sei doch nicht ernst zu nehmen, sagt sie, und fordert, die Regierung müsse „etwas Neues ausarbeiten, etwas mit wirksamen Maßnahmen.“ 2.500 Menschen haben sich da bereits auf dem Ernst-Ludwig-Platz versammelt und skandieren: „Wir sind hier, wir sind laut, weil Ihr uns die Zukunft klaut!“ Fridays for Future spricht am Ende von 3000 Protestierenden, die auch in einem Protestzug einmal kurz durch die Innenstadt ziehen.

Performance Klimakrise von Studierenden der Theaterwissenschaften in Mainz. - Foto: gik
Ignoranz zerrt an Politiker zerrt an Greta – Performance Klimakrise von Studierenden der Theaterwissenschaften in Mainz. – Foto: gik

Auch 2020 werden sie weiter protestieren, weiter streiken, weiter warnen vor einer Erderwärmung, die eine Katastrophe wäre. „Ich hoffe, dass die Schüler den Schwung weiter halten können im nächsten Jahr“, sagt Physiker Schneider noch: „Man braucht einfach den langen Atem, um in der Politik etwas zu bewegen.“ Klar, versichert Theresa Gemke noch, „wir hören nicht auf, bis etwas passiert. Es muss etwas passieren – deshalb können wir gar nicht aufhören.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu den konkreten Forderungen der Klimaaktivisten von Fridays for Future haben wir zum Beispiel in diesem Mainz&-Artikel aufgeschrieben. Unseren Bericht von der großen Klimademo im September 2019 lest Ihr hier bei Mainz&.

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