Gute Nachrichten von der Theodor-Heuss-Brücke: Die Sanierungsarbeiten konnten schneller abgeschlossen werden als geplant, die Brücke wird deshalb bereits Mittwochnachmittag wieder für den Individualverkehr freigegeben. Damit war die wichtige Brückenquerung zwischen Mainz und Wiesbaden dreieinhalb Wochen lang für die Autofahrer lahm gelegt. Die Sperrung verursachte erhebliche Behinderungen im Berufsverkehr auf den beiden verbliebenen Autobahnbrücken bei Schierstein und Weisenau mit langen Staus auf den Autobahnen auf den Zubringerstraßen in den Stadtteilen. Und auch die Wirtschaft litt erheblich: 90 Prozent der Betriebe gaben bei einer Umfrage an, durch die Sperrung eingeschränkt worden zu sein, 62 Prozent entstand sogar ein wirtschaftlicher Schaden.

Die Theodor-Heuss-Brücke war dreieinhalb Wochen für den Individualverkehr gesperrt. - Foto: gik
Die Theodor-Heuss-Brücke war dreieinhalb Wochen für den Individualverkehr gesperrt. – Foto: gik

Die Theodor-Heuss-Brücke war am 12. Januar wegen Sanierungsarbeiten an den Traversenlagern der Brücke komplett gesperrt worden, dreieinhalb Wochen lang konnten nur Busse, Taxen, Radfahrer und Fußgänger die Brücke queren. Am Dienstag teilten die Landeshauptstädte Mainz und Wiesbaden mit: Die Arbeiten konnten schneller durchgeführt werden als geplant, die Brücke werde deshalb am Mittwoch, den 5. Februar, am frühen Nachmittag wieder für den motorisierten Individualverkehr freigegeben.

„Dass die Brückensperrung nun früher als vorgesehen aufgehoben werden kann, sind gute Neuigkeiten“, sagte der Wiesbadener Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne). Kowol dankte den Kollegen im Tiefbau- und Vermessungsamt sowie der ausführenden Firma „für die schnelle und zuverlässige Arbeit.“ Binnen der dreieinhalb Wochen waren nun neue Lager unterhalb der Brücke eingebaut worden, die Arbeiten konnten nur in den Wintermonaten durchgeführt werden. Die Stadt Wiesbaden schaffte es nun, den Zeitplan von vier Wochen noch zu unterbieten und die Brücke so rechtzeitig zur heißen Phase der fünften Jahreszeit wieder freizugeben.

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Die wichtige Rheinquerung Theodor-Heuss-Brücke ist ab Mittwoch wieder für den Verkehr frei. - Foto: gik
Die wichtige Rheinquerung Theodor-Heuss-Brücke ist ab Mittwoch wieder für den Verkehr frei. – Foto: gik

Die Sperrung bedeutete für rund 45.000 Fahrzeuge pro Tag lange Umwege über den Autobahnring und die Autobahnbrücken der A643 und A60. „Mit einem straffen Ablauf und einigen Alternativangeboten haben die Landeshauptstädte gemeinsam dafür Sorge getragen, die Auswirkungen der dringend notwendigen Arbeiten so kurz und erträglich wie möglich zu halten“, sagte die Mainzer Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) am Dienstag. Man bedanke sich bei den Verkehrsteilnehmern für ihre Geduld und hoffe, „dass viele auch künftig im Interesse der Umwelt und der Stauvermeidung weiter das Rad sowie die Angebote des ÖPNV nutzen.“

Tatsächlich wurden die Alternativangebote der Mainzer Mobilität aber in geringerem Umfang genutzt als ursprünglich erwartet. Die Mainzer Mobilität hatte ein Brückenticket angeboten, bei dem die reguläre Monatskarte für sechs Wochen anstatt vier Wochen galt. Von diesen Brückentickets habe man im Januar rund 1.800 Stück verkauft, sagte Sprecher Michael Theurer auf Mainz&-Anfrage, damit sei man „zufrieden.“ Die eigens für die Brückensperrung verstärkten Busse seien aber „nicht wesentlich voller als sonst“.

Staus rund um Mainz während und wegen der Sperrung der Theodor-Heuss-Brücke. Foto: Gerd Schreiner
Staus rund um Mainz während und wegen der Sperrung der Theodor-Heuss-Brücke. Foto: Gerd Schreiner

Tatsächlich nutzten viele Pendler bei den milden Temperaturen das Rad, um über die Brücke zu pendeln. Auch der von MVGmeinRad angebotene Gutschein für das Mietradelsystem sei „rege heruntergeladen worden“, sagte Theurer. Inwieweit die Gutscheine auch genutzt worden seien, könne das Unternehmen nicht sagen. Die Mainzer Mobilität sei allerdings mit ihren Bussen in den Stadtteilen auch negativ betroffen gewesen – von den langen Staus auf den Zubringerstraßen zu den Autobahnauffahrten.

Betroffen waren vor allem die Wormser Straße in Richtung Mainz-Weisenau sowie die Straßen in Gonsenheim rund um die Autobahnauffahrt auf die A643. In den ersten Tagen bildeten sich Staus von einer Länge von 45 Kilometern, auch weil es in der Hektik des morgendlichen Berufsverkehrs zu vielen Auffahrunfällen kam. Die Staus pendelten sich in den darauffolgenden Tagen ein, regelmäßig blieben aber beide Brückenquerung durch lange Stauschlangen verstopft, vor allem in den Stoßzeiten zwischen 7.00 und 9.00 Uhr am Morgen sowie zwischen 16.00 und 18.00 Uhr am Abend. Pendler berichteten von erheblichen Umwegen in Zeit und Kilometern, nach Wiesbaden und zurück kamen schon mal 45 Kilometer-lange Umwege zustande. Im Gegenzug In präsentierte sich die Mainzer Innenstadt deutlich verkehrsberuhigter als sonst: Wo sich sonst lange Autoschlangen bilden, konnte man zeitweise sogar entspannt spazieren gehen.

45.000 Fahrzeuge passieren sonst pro Tag die Theodor-Heuss-Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden. - Foto: gik
45.000 Fahrzeuge passieren sonst pro Tag die Theodor-Heuss-Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden. – Foto: gik

Für die Wirtschaftsbetriebe bedeutete die Brückensperrung aber erhebliche Einbußen: 90 Prozent der Betriebe gaben an, von der Brückensperrung direkt und negativ betroffen zu sein, teilte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rheinhessen am Dienstag mit. Die IHKs von Wiesbaden und Rheinhessen sowie die Handwerkskammern von beiden Rheinseiten hatten während der Brückensperrung, vom 23. Januar bis 2. Februar 2020, eine repräsentative Umfrage gestartet. Bei der Stichprobe seien Unternehmen und Handwerksbetriebe zu beiden Seiten der Theodor-Heuss-Brücke befragt worden, ob und wie stark sie die Sperrung in ihrer Geschäftstätigkeit beeinträchtigt.

78 Prozent erreichten ihre Kunden danach nicht zuverlässig, 71 Prozent der Betriebe waren selbst nur eingeschränkt erreichbar. Das betraf auch die Mitarbeiter: Zwei Drittel der Unternehmen berichteten, dass ihre Beschäftigten Schwierigkeiten hatten, pünktlich an ihren Arbeitsplatz zu gelangen. Eingeschränkte Erreichbarkeit, Umwege und Verspätungen hätten zudem auch finanzielle Einbußen nach sich gezogen: 62 Prozent der Unternehmen gaben an, dass ihnen durch die Sperrung ein wirtschaftlicher Schaden entstehe – im Durchschnitt ein niedriger fünfstelliger Betrag, also ein Betrag im 10.000er-Bereich. 45 Prozent der Betriebe hätten Bedarf an einer Ausnahmegenehmigung zur Befahrung der Theodor-Heuss-Brücke gehabt, betonten die Wirtschaftskammern weiter.

Dreieinhalb Wochen lang sah es auf der Theodor-Heuss-Brücke so aus: leer. - Foto: gik
Dreieinhalb Wochen lang sah es auf der Theodor-Heuss-Brücke so aus: leer. – Foto: gik

Die Ergebnisse machten „nochmals deutlich, welche Bedeutung schnelle Verbindungen über den Rhein für die eng vernetzte Wirtschaft der beiden Landeshauptstädte haben“, betonten die Kammern, und unterstrichen noch einmal: Der Bau von weiteren Rheinbrücken sei dringend notwendig. „Angesichts der gravierenden negativen Auswirkungen einer wochenlangen Komplettsperrung dieser eminent wichtigen Verkehrsader für Betriebe und Mitarbeiter hätte es nicht nur für Fastnachtsvereine, sondern auch für Betriebe unbürokratischer und schneller Ausnahmegenehmigungen bedurft“, hieß es weiter.

Die Debatte dürfte in den kommenden Wochen weiter aktuell bleiben, denn mit dem geplanten Dieselfahrverbot auf der Rheinallee und der Rheinstraße in Mainz ist erneut die Zufahrt zur Theodor-Heuss-Brücke betroffen. Die Stadt Mainz will die Rheinachse ab dem 1. Juli mit einem Dieselfahrverbot für Fahrzeuge der Euro-Norm 4 und 5 belegen, das bedeutet faktisch auch eine Sperrung der Theodor-Heuss-Brücke für diese Fahrzeuge – und zwar sowohl aus Rheinland-Pfalz, als auch von hessischer Seite. Davon wären in erheblichem Maße auch Handwerksbetriebe betroffen.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Staus rund um die Sperrung der Theodor-Heuss-Brücke könnt Ihr hier noch einmal bei Mainz& nachlesen, alle Informationen zum Dieselfahrverbot gibt es hier bei Mainz&.

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