Das Mainzer Zentrum für Kardiologie steigt derzeit in die Forschung zur Gefährlichkeit von Feinstaub und ultrafeinen Partikel ein, nun hat sich der leitende Mainzer Kardiologe Professor Thomas Münzel dafür prominente Unterstützung geholt: Rocksänger Udo Lindenberg unterstützt die Forschung mit einem neuen Gemälde aus seiner Feder. „Feindstaub“ lautete der Titel des Werks, das Lindenberg im Kampf gegen die giftigen Partikel in der Luft zeigt – beschützt von seinen Musen. Das Bild soll versteigert werden, der Erlös der Stiftung Mainzer Herz und ganz konkret der Feinstaub-Forschung zugute kommen.

Udo gegen Feindstaub: Das neue Bild des Rockstars, das er am Mittwoch in Mainz präsentierte, gemeinsam mit dem Mainzer Kardiologen Professor Thomas Münzel (rechts). – Foto: Peter Pulkowski

Mitte Mai hatte Mainz& exklusiv berichtet, dass Münzel eine neue Studie starten will: „Wir haben ein Gerät angeschafft, dass Feinstaubpartikel generieren kann“, sagte Münzel Mainz&. Mit dem generierten Feinstaub solle an Tieren untersucht werden, welche Auswirkungen Feinstaub auf Gefäße und Gehirn habe, und zwar in Abhängigkeit von der Größe der Partikel. Konkret geht es um die Entzündungsprozesse, die die giftigen Partikel im Körper auslösen, und wie man diese bekämpfen kann.

Feinstaub sind feine Rußpartikel, die durch die Atemluft in den Körper gelangen und ins Lungengewebe und in die Bronchien eindringen und dort Entzündungsprozesse verursachen können. Ihre Gefährlichkeit ist schon länger bekannt, relativ neu sind aber Studien zu ultrafeinen Partikeln, winzigen Rußpartikeln, die noch 1.000-fach kleiner sind. Neuesten Forschungsstudien zufolge könnte der Ultrafeinstaub noch erheblich gefährlicher sein, weil Studien des Münchner Helmholtz-Instituts zufolge die winzigen Partikel auch die Schranken zu Gefäßen und Blutbahnen überwinden und so nicht nur in Lungen, sondern auch ins Blut und bis ins Gehirn gelangen.

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Feinstaub und ultrafeine Partikel entstehen bei Verbrennungsprozessen in Industrie, aber auch in Motoren, bislang galt vor allem der Straßenverkehr als ein Hauptverursacher. Experten der Mainzer Initiative gegen Fluglärm warnten aber erst kürzlich erneut davor, dass Flugzeuge eine erhebliche Ursache sein könnten. Das legten eigene Messungen sowie die offiziellen Messwerte der Fluglärmstation in Raunheim nahe: Hier werden seit Ende 2016 regelmäßig 20.000 bis 100.000 Partikel pro Kubikzentimeter Luft gemessen – direkt in der Einflugschneise des Frankfurter Flughafens unter landenden Flugzeugen.

Die ultrafeinen Partikeln könnten, so die Münchner Forscher, das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle deutlich erhöhen, und das auch schon nach wenigen Minuten im Feinstaubnebel. Auch Münzel hält die ultrafeinen Partikel für „hochgefährlich“: Es gebe Untersuchungen bei Patienten mit koronaler Herzerkrankung, „die gezeigt haben, dass je kleiner die Partikel sind, umso schneller werden sie aufgenommen“, sagte Münzel. Der Feinstaub setze sich zudem in den Gefäßen fest, „dort sitzt er drin, den kriegen sie nicht mehr ‚raus.“

Wie gefährlich ist Ultrafeinstaub für die Gefäße – und wieviel davon stammt aus Flugzeugen in Einflugschneisen? Viel, sagen Experten der Mainzer Initiative gegen Fluglärm, und werten offizielle Messungen in Raunheim aus. – Grafik: Schwämmlein/Alt

Mit seiner neuen Studie will der Herzspezialist die Auswirkungen von Feinstaub auf die Gefäße bis hin zum Gehirn genauer erforschen. Das neue Gerät habe 300.000 Euro gekostet und könne alle Feinstaubgrößen von 10 Mikrogramm über 2,5 Mikrogramm bis hin zu Ultrafeinstaub der Größe 0.1 Mikrogramm produzieren, sagte Münzel am Mittwoch. Die Forschungsreihe sei weltweit neu und einzigartig, auch weil gleichzeitig die gesundheitlichen Auswirkungen auf die Kombination von Feinstaub und Lärm untersucht werden sollen.

„Wir haben neue Ergebnisse, die zeigen, dass Fluglärm die Radikalbildung im Gehirn sofort ankurbelt“, sagte Münzel im Mainz&-Gespräch. Das Interessante sei, dass die im Körper ausgelösten Mechanismen bei Fluglärm und durch Ultrafeinstaub „unheimlich parallel“ seien: „Wenn Feinstaub und Fluglärm im Körper aufeinandertreffen, geht in den Gefäßen die Post ab.“

Mit seinem neuesten Gemälde will Rockstar Udo Lindenberg genau diese Forschung unterstützen: Lindenberg ist Kuratoriumsmitglied der Stiftung Mainzer Herz und hat bereits zehn Bilder gemalt. Die zugunsten der Stiftung versteigert wurden. Mehr als 100.000 Euro kamen so bisher schon der Herzforschung in Mainz zugute. Die Stiftung engagiert sich seit zehn Jahren in der Forschungs- und Präventionsarbeit, nach ihren Angaben erleiden jedes Jahr in Deutschland etwa 300.000 Menschen einen Herzinfarkt. Ungefähr 50.000 Menschen sterben daran, die Experten rechnen jedoch bis 2050 mit einer Verdoppelung dieser Zahl. Ein neuer Grund dafür könnten Umwelteinflüsse sein.

Info& auf Mainz&: Wann genau das Udo Lindenberg-Bild „Feindstaub“ versteigert wird,. Wurde uns leider nicht mitgeteilt, wir sind aber ziemlich sicher, dass Ihr das beizeiten über die Internetseite der Stiftung erfahren könnt. Unser Interview mit Thomas Münzel mit noch viel mehr Details zur Feinstaub-Forschung lest Ihr hier noch einmal, unseren ausführlichen Bericht über die Ultrafeinstaub-Gefahr durch Flugzeuge genau hier: „Hier ist Gefahr im Verzug.“

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