Das alte Kellergewölbe sollte schon Disko werden, Kleinkunstbühne, Fastnachtsfeierkeller – es ist nie was Rechtes draus geworden. Der alte Keller in der Klarastraße, gegenüber vom Dalheimer Hof, geisterte lange als ungenutzte Chimäre durch die Mainzer Szene. Nun aber bekommt der Keller eine neue Nutzung, die ihm wie auf den Leib geschrieben ist: Ein Vinarmarium, einen Keller für Wein, in dem sich jeder ein Schließfach mieten kann. Am Freitag ist großes Pre-Opening.

Ein Mann, ein Gitter: Thorsten Kiegele im Keller des kommenden Vinarmariums - Foto: gik
Ein Mann, ein Gitter: Thorsten Kiegele im Keller des kommenden Vinarmariums – Foto: gik

Vorbild der ganzen Sache ist natürlich die Winebank des Weinguts Balthasar Ress im Rheingau, ein exklusiver Klub, in dem Weinliebhaber eine Gitterbox für ihren Wein mieten und per Chipkarte jederzeit Zugang zu ihr erhalten. „Wir wollen das Konzept gar nicht übernehmen“, sagt Thorsten Kiegele, Geschäftsführer der neuen Weinherberge in Mainz: Das Vinarmarium soll etwas ganz eigen Mainzerisches werden.

Vin-Armarium = Bibliothek des Weins

Das fängt schon mit dem Namen an: Vinarmarium ist ein Kunstwort, das aber aus dem Lateinischen kommt – „Armarium“ heißt nämlich Schrank und kann auch einen Bibliotheksraum bezeichnen. Wie passend, denn mit dem Zusatz „Vin“ wird das „Armarium“ zum Weinschrank, und knüpft dabei auch noch an die römische Geschichte von Mainz an.

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„Hier lagen überall Baustoffe, das war eine durchgehend marode Bude“, sagt Kiegele und zeigt in den großen Raum hinunter. Wir stehen auf einer Art Freitreppe, uns zu Füßen liegt ein riesiges Gewölbe, der Raum dürfte an die 30 Meter lang und acht Meter breit sein. Das alte Gewölbe stammt von 1635, in den Seitenräumen fand Kiegele noch einen alten Tresor, vielleicht gehörte der mal dem Grafen von Ingelheim, der irgendwo hier wohl mal eine Residenz hatte.

Die Treppen hinab ins Kellerreich des Vinarmariums mit Claudia Mende und Thorsten Kiegele - Foto: gik
Die Treppen hinab ins Kellerreich des Vinarmariums mit Claudia Mende und Thorsten Kiegele – Foto: gik

Der mysteriöse Keller von 1635

Das barocke Palais wurde im Krieg zerstört, es blieb der Keller, mit dem niemand so recht etwas anfangen konnte. „Jeder wusste von dem Keller“, erzählt Kiegele, doch niemand wusste etwas über ihn. Kiegele rannte von Behörde zu Behörde, musste am Ende eine Zwangsversteigerung überstehen, bevor ihm der Keller gehörte. Das Haus darüber übrigens hat er nicht mit erstanden, betont er.

Doch was in dem Keller mal war – niemand wusste es so recht. Eine Synagoge habe hier mal gestanden, erzählt Kiegele, doch im Keller fanden sie außer dem Tresor nichts Altes. „Wir haben hier 40 Tonnen Mist rausgeholt“, sagt der Kaufmann, 25 Paletten, dazu Steine, altes Eisen. Rein kommen dafür demnächst 11.800 Backsteine, aus ihnen sollen kleine Theken gemauert werden, darin die Fächer für die Weine, die Wein-Cabinette.

Schwarze Bodenplatten, Weinschränke, Einzelkeller

Schwarze Bodenplatten werden den Gang in der Mitte markieren, Kiessteine um die Schränke herum drapiert, auch eine Theke mit Barhockern wird es geben. „Hier drin herrscht eine optimale Temperatur für Wein, und sie ist gleichmäßig“, sagt Kiegele. 450 Weinfächer sind geplant, eine kleine Box wird 80 Flaschen fassen, eine große 140. Dazu gibt es sechs richtig große, begehbare Einzelkeller – und es soll allgemeine Fächer geben, in denen Weine von Winzern zum Verkauf stehen.

„Wir wollen auch den No-Name-Winzern eine Plattform bieten“, sagt Kiegele. Und die Kellerkunden sollen auch Weine übers Internet bestellen können, die dann direkt ins Vinarmarium geliefert und einsortiert werden. Kleine Weinveranstaltungen in lockerer Folge soll es geben, Vorstellung von Winzern, kleine Verkostungen. Die Wände im alten Keller wurden sandgestrahlt und verputzt, die Möbel werden aus Holz sein.

So soll das Vinarmarium mal aussehen: Thorsten Kiegele und Claudia Mende im Keller - Foto: gik
So soll das Vinarmarium mal aussehen: Thorsten Kiegele und Claudia Mende im Keller – Foto: gik

Wein lagern und genießen

„Wir wollen die tolle Räumlichkeit des Kellers zur Geltung bringen“, sagt Kiegele. „Schön, aber nicht überkandidelt“, wirft Claudia Mende ein, Kiegeles Lebensgefährtin und Partnerin bei diesem Unternehmen. Mende ist gebürtige Wiesbadenerin, Kiegele geborener Mainzer. Obwohl das Paar im Rheingau lebt, fühlen sie sich doch mehr nach Mainz hingezogen. „Die Mainzer mögen schöne Dinge, sind gesellig und lieben Wein“, bringt Mende es auf den Punkt. Und dabei seien sie „offen und ehrlich“, bodenständig eben – und sie feiern gern.

Im Vinarmarium soll es denn auch eine Eingangslounge im Erdgeschoss geben, wo man in angenehmer Atmosphäre Weine genießen kann. Auch hier wird eine Chipkarte den Zugang jederzeit ermöglichen, Weinöffner, Gläser, Nüsse und Wasser stehen für den Gast bereit. Für die Idee der Kellerlagerung gebe es einen Markt, sind Mende und Kiegele überzeugt – gerade hier, mitten in der Innenstadt.

Und wirklich ist die Weinlagerung für viele moderne Stadtmenschen ein Problem – die modernen Keller sind nämlich schlicht zu warm und trocken dafür. Das Vinarmarium soll eine Oase für den Wein mitten in der Alltagshektik sein, ein Weinerlebnis zum Wohlfühlen. „Wir schaffen hier für 450 Mainzer einen Ersatzkeller, und noch ein Stück Luxus dazu“, sagt Kiegele: „Und wir wollen hier ein Schmuckstück für die Stadt schaffen.“

Info& auf Mainz&: Das Vinarmarium öffnet offiziell Mitte April, am Freitag, den 20. März findet aber zwischen 17.00 Uhr und 21.00 Uhr ein Pre-Opening statt. Alle Neugierigen sind herzlich willkommen. Weinfächer werden ebenfalls schon vergeben: Ein kleines Weinfach für rund 88 Flaschen kostet 79,- Euro pro Monat, ein großes für 140 Flaschen 119,- Euro pro Monat, die Mietdauer beträgt jeweils ein Jahr. Informationen dazu im Internet unter www.vinarmarium.de.

 

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