Die unglaublichen Regenmengen in diesem Frühjahr machten es unübersehbar deutlich: Hochwasser ist ein Dauerthema, Überschwemmungen können jederzeit und beinahe auch überall auftreten. Da passt es gut, dass eine wichtige Gemeinschaft nun Jubiläum feiert und so auf ihre Arbeit aufmerksam macht: Vor 20 Jahren wurde die Hochwassernotgemeinschaft Rhein gegründet. Am Freitag informiert der Wirtschaftsbetrieb Mainz zum Jubiläum auf dem Liebfrauenplatz vor dem Gutenberg-Museum über die Errungenschaften durch die Gemeinschaft und gibt Tipps, wie man sich vor Hochwasser schützen kann.

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Früher Standard: Hochwasser am Rhein – Foto: DLRG Mainz

Es war vor allem Anfang der 1990er Jahre, als den Menschen entlang des Rheins das Wasser bis zum Halse stand: Massive Hochwasser setzten Wohnungen, Felder und Besitz von Rhein-Anliegern unter Wasser, die Bilder von Straßen unter Wasser und Botten in den Straßen vor allem auch am Mittelrhein sind noch in den Köpfen. Es waren diese dramatischen Ereignisse, die zur Gründung der Hochwassernotgemeinschaft Rhein (HWNG Rhein e. V.) am 16. November 1996 führte. Mehr als 60 vom Hochwasser betroffene Gemeinden, Städte und Bürgerinitiativen aus Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hessen schlossen sich in Köln zur Hochwassernotgemeinschaft Rhein zusammen und bildeten die bis dahin größte Solidargemeinschaft gegen Hochwasser.

Seither hat sich viel getan am Rhein: Durch Renaturierungen, Polder und andere Vorsorgemaßnahmen konnten die großen Hochwasserkatastrophen in den vergangenen Jahren verringert werden. So entstand etwa ein großer Flutpolder bei Ingelheim, wo im Notfall Felder geflutet werden können, um so den Rheinpegel senken zu helfen, 2011 wurde der Polder zum ersten Mal geflutet. Ein zweiter großer Polder zwischen Budenheim und Laubenheim schützt Mainz seit 2009: Auf einer Fläche von 191 Hektar können hier bis zu 6,7 Millionen Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden.

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Auch deshalb – und wegen der hoch aufgeschütteten Rheinufer – sind in Mainz große Hochwasserschäden selten, zuletzt setzte ein Hochwasser 2013 den Mainz-Strand und die Promenade in Mainz-Kastel unter Wasser. 6,82 Meter hoch stand der Rhein damals im Juni 2013, 6,30 Meter sind in Mainz normal. Höchststände erreichte der Rhein in Mainz mehrfach in den 1980er Jahren: Auf über sieben Meter stiegen die Fluten damals – der höchste Pegel in neuerer Zeit lag laut Wikipedia bei 7,95 Meter, gemessen am 28. November 1882. Entlang der Mainzer Rheinallee könnt Ihr übrigens an verschiedenen Stellen an Häusern noch alte Hochwassermarken finden.

Doch die Hochwasserschutzgemeinschaft warnt zu ihrem 20. Geburtstag auch: „Es wurde viel erreicht und dennoch bestehen auch weiterhin Defizite im Hochwasserschutz.“ Die Realisierung von Rückhalteräumen schreite viel zu langsam voran, die Koordination der Maßnahmen erfolge „immer noch kleinstaatlich“ und das Gefahrenbewusstsein und die Hochwasservorsorge seien noch immer unterentwickelt, schreibt die Gemeinschaft auf ihrer Homepage.

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Hochwasserpolder bei Laubenheim: Im Notfall kann hier viel Wasser gespeichert werden – Grafik: SGD Süd

Denn gerade der Klimawandel werde neue Herausforderungen schaffen, Hochwasser und Starkregen seien nicht zu verhindern und werden wohl zunehmen. „Das nächste Hochwasser kommt bestimmt“, warnt die Gemeinschaft und mahnt zu weiterer Vorsorge. Beim Hochwasserberatungszentrum des Landes, angesiedelt beim Gemeinde- und Städtebund, beraten sie deshalb Städte bei Vorsorgemaßnahmen und helfen, Gefahrenkarten zu erstellen. Oft nämlich könne man schon mit kleinen Maßnahmen viel Schaden abwehren, wissen sie hier: Mit kleinen Mäuerchen Regenwasser von Einfahrten weglenken, Gitter vor Kanälen reinigen, Holzstapel nicht auf Feldern in der Nähe von Bächen lagern etwa.

Auch Bäche von Betonkorsetts zu befreien kann zur Vorbeugung von Hochwasser helfen, weil dann mehr Wasser in der Fläche versickern kann, aber dafür braucht es natürlich auch den nötigen Platz in der Fläche dazu. Aber auch Hausbesitzer können mit einfachen Mitteln vorsorgen – indem man etwa Kellerfenster durch Umrandungen schützt oder eine Rückstausicherung im Abflussrohr einbaut. Die Experten raten zudem zum Abschluss einer Elementarschadensversicherung, die sei – entgegen vieler Berichte – auch für praktisch jedes Haus zu bekommen, allerdings können diese Versicherungen durchaus auch teuer sein. Tipps dazu gibt die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz auf dieser Internetseite.

Aber auch die Mainzer Wirtschaftsbetriebe informieren über Maßnahmen gegen Hochwasser: An einem Infostand auf dem Liebfrauenplatz vor dem Gutenberg-Museum an diesem Freitag. aufmerksam machen. Von 9.30 Uhr bis 12.00 Uhr könnt Ihr Euch zeigen lassen, wie der Liebfrauenplatz ungeschützt aussähe, was in einem Hochwasserfall alles getan werden muss und wann welche Maßnahmen greifen. Auch Geräte und Materialien, die bei Hochwasser zum Einsatz kommen, werden gezeigt – und Ihr könnt erfahren, wie hoch das Wasser bei den unterschiedlichen Pegelständen tatsächlich steigt. Das Motto der Aktion: „Gemeinsam in einem Boot“ – ein passendes Motto für 20 Jahre gemeinsamen Hochwasserschutz.

Info& auf Mainz&: Das Jubiläum 20 Jahre Hochwassernotgemeinschaft Rhein am Freitag, 23. September 2016, wird in vielen Kommunen gefeiert, in Mainz gibt’s von 9.30 Uhr bis 12.00 Uhr Infos an einem Infostand auf dem Liebfrauenplatz vor dem Gutenberg-Museum. Mehr zur Hochwassernotgemeinschaft und ihrer Jubiläumsfeier am Mittelrhein und in Koblenz findet Ihr hier im Internet. Dort findet Ihr auch umfangreiche Tipps zur Hochwasservorsorge. Zur den Tipps der Verbraucherzentrale zur Elementaschadensversicherung geht es hier entlang.

 

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