Die Stadt Mainz will weitere 1.800 mobile Endgeräte für die Nutzung in den Schulen anschaffen, die Laptops oder Tablets sollten für den kostenlosen Verleih an weniger betuchte Familien zur Verfügung gestellt werden, teilte Schuldezernent Eckart Lensch (SPD) mit. Die ersten 600 Leih-Tablets wurden inzwischen geliefert, sie sollen den Schulen ebenfalls für einen kostenlosen Verleih zur Verfügung stehen. Derweil streiten die Parteien im Mainzer Stadtrat darüber, ob das reicht.

Ausgabe der ersten 600 Tablets für Mainzer Schulen mit Schuldezernent Eckart Lensch (SPD, rechts). - Foto: Stadt Mainz
Ausgabe der ersten 600 Tablets für Mainzer Schulen mit Schuldezernent Eckart Lensch (SPD, rechts). – Foto: Stadt Mainz

Lensch hatte am 3. Juli im Mainzer Stadtrat verkündet, die Stadt werde 600 Tablets zum neuen Schuljahr anschaffen, um Kinder aus besonders bedürftigen Familien beim digitalen Lernen zu unterstützen. Inzwischen sind die Tablets da, berichtete Lensch vergangene Woche, die Geräte würden nun von „Medienbildung Mainz“ eingerichtet und von dort kostenlos an die Schulen verliehen. „Wir wollen mit dieser Initiative dem solidarischen Ziel, allen Kindern und Jugendlichen – unabhängig von Herkunft oder Einkommen – gleiche Chancen auf Bildung zu ermöglichen gerecht werden und sicherstellen, dass auch Kinder aus Familien, die nicht gut gestellt sind, erfolgreich an online-gestütztem Unterricht teilnehmen können“, sagte Lensch.

Die CDU hatte in der Juli-Sitzung des Stadtrats indes auch kritisiert, 600 Tablets reichten bei Weitem nicht aus: Bei nur 600 Geräten werde der überwiegende Teil der Kinder leer ausgehen, der Bedarf der „bedürftigen“ Kinder könne damit bei Weitem nicht abgedeckt werden, kritisierte CDU-Stadtrat und Generalsekretär Gerd Schreiner. Die CDU hatte in ihrem Antrag Tablets für alle rund 15.200 Mainzer Schüler gefordert. Man wolle nicht diskutieren, wer bedürftig sei und wer nicht, sondern alle Kinder mit einem mobilen Endgerät ausstatten, lautete die Begründung. Der Stadtrat mochte dem nicht folgen und lehnte den Antrag mit der Mehrheit von Grünen, SPD und FDP ab.

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Start der Verteilungsaktion für 600 Tablets für Mainzer Schulen. - Foto: Stadt Mainz
Start der Verteilungsaktion für 600 Tablets für Mainzer Schulen. – Foto: Stadt Mainz

Nun aber teilte Lensch mit, die Stadt werde weitere 1.800 digitale Endgeräte anschaffen. Eine erweiterte Abfrage im Juni habe den Bedarf von rund zusätzlichen 1.800 Geräten ergeben, die würden „als nächste Tranche“ aus Mitteln des Sofortprogramms zum Digitalpakt bestellt. So könne der Kreis der weniger gut gestellten Familien erweitert werden. Mainz stehen aus dem Sofortprogramm des Bundes rund 1,2 Millionen Euro an Mitteln zur Verfügung. Wann genau diese zweite Tranche angeschafft werden soll, sagte Lensch indes nicht.

Die Stadt prüfe derzeit die Medienkonzepte, die von Seiten der Schulen für die Antragstellung eingereicht werden mussten, sagte Lensch weiter., und räumt ein: Die Schulen hätten „auch in diesem Rahmen Bedarf an einer größeren Anzahl eigener mobiler Endgeräte geäußert.“ Dieses Anliegen werde das Schulamt nun „gesondert nach und nach im Rahmen der Umsetzung des DigitalPaktes berücksichtigen.“ Dazu seien der WLAN-Ausbau sowie die Erweiterung der Infrastruktur an den Schulen in Arbeit. „Die Breitbandanbindung der Schulen ist in vollem Gange, mehr als die Hälfte der Schulen ist bereits angeschlossen“, teilte Lensch mit. An den übrigen Standorten würden noch in diesem Jahr die Baumaßnahmen abgeschlossen.

Weil es im Corona-Shutdown viel zu wenig Laptops für Schüler gab, startete die grüne Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner eine Spendenaktion. - Foto: Rößner
Weil es im Corona-Shutdown viel zu wenig Laptops für Schüler gab, startete die grüne Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner eine Spendenaktion. – Foto: Rößner

Die CDU begrüßte die zusätzlichen Anschaffungen: „Es ist naiv, dass die Ampel-Parteien geglaubt haben, dass man mit 600 Tablets den Bedarf decken können“, sagte CDU-Fraktionschef Hannsgeorg Schönig, und betonte: Erst auf Initiative der CDU habe die Stadt eine zweite Abfrage durchgeführt und sei auf einen deutlich höheren Bedarf von 2.400 Geräten gekommen. Ob diese Zahl nun dem tatsächlichen Bedarf entspreche, sei jedoch immer noch fraglich, da die Stadt die Schulen mit beiden Bedarfsermittlungen völlig im Regen stehen gelassen habe, kritisierte Schönig.

2.400 Geräte würden den Bedarf „zwar wahrscheinlich immer noch nicht decken, ist aber ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte auch Schreiner. Damit scheine die größte Not erst mal gelindert zu sein. Es sei nun aber dennoch „erforderlich, in enger Kooperation mit den Schulen, sinnvolle Konzepte zu erarbeiten und einen Zeitplan aufzustellen, um den digitalen Wandel an Schulen erfolgreich durchzuführen“, forderte Schreiner. Der Ampel-Koalition empfahl er derweil, „von ihrer gewohnten Strategie, gute Ideen der CDU grundsätzlich abzulehnen, um sie nach einiger Zeit als eigene zu verkaufen, langsam abzurücken.“

Die konterte prompt, die CDU solle „aufhören, sich mit fremden Federn zu schmücken.“ Die zusätzlichen 1.800 Geräte würden keineswegs auf Initiative der CDU angeschafft, die Abfrage dafür sei vielmehr schon im Juni beschlossen worden, betonten Franziska Conrad (Grüne), Christine Zimmer (SPD) und Cornelia Wilius-Senzer (FDP). Im Übrigen habe der Stadtrat im Juli den Änderungsantrag der Ampel mehrheitlich beschlossen, „dass alle Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien über ein eigenes oder ausgeliehenes digitales Endgerät verfügen können.“ Sollte sich herausstellen, dass der Bedarf der Schulen über die 2400 Endgeräte hinausreiche, blieben immer noch die Mittel des Digitalpaktes, um den Bedarfen der Schulen entgegenzukommen.

Lernen mit Tablet und Laptop wurde vor allem in Zeiten des Homeschoolings auf einmal zentral wichtig, - Foto: gik
Lernen mit Tablet und Laptop wurde vor allem in Zeiten des Homeschoolings auf einmal zentral wichtig, – Foto: gik

Derweil zeichnet sich ab, dass das Thema digitales Lernen und Versorgung mit Laptops und Tablets zum Thema des anstehenden Landtagswahlkampfes wird: Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) kündigte am Montagabend auf dem virtuellen Parteitag der SPD in Mainz an, die SPD wolle jeden Schüler mit einem Laptop im Schulrucksack ausstatten. Für Kinder aus einkommensschwachen Familien solle der wie Schulbücher im Rahmen der Lernmittelfreiheit gestellt werden.

CDU-Generalsekretär Schreiner konterte prompt, wenn sich die SPD jetzt für eine Laptop-Ausleihe im kommenden Jahr ausspreche, sei das „schön und gut – Kinder und Familien brauchen aber jetzt Hilfe!“ Zu guter Bildung und Chancengleichheit gehöre eine gute digitale Infrastruktur, das sei für die Landesregierung aber „keine Kür, sondern Pflichtprogramm.“ Die CDU fordert bereits seit Wochen digitale Hausmeister für die Schulen, Dienst-Laptops für die Lehrer, mehr Möglichkeiten im Bereich der digitalen Fort- und Weiterbildung für Lehrer sowie benutzerfreundliche und landeseinheitliche Lernplattformen.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Problem der fehlenden Laptops und Tablets für das Homeschooling in Corona-Zeiten lest Ihr auch hier bei Mainz&, über die Juli-Debatte im Stadtrat zu den 600 Tablets für Mainzer Schulen haben wir hier berichtet.

 

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