Das ging schnell: Das KUZ bekommt schon zum Jahresende einen neuen Koordinator für seine Veranstaltungen – obwohl der Umbau des Kulturzentrums dann quasi gerade erst angefangen hat. Ulf Glasenhardt heißt der Mann, der künftig das Programm des KUZ 2.0 verantworten soll. Der 41-Jährige war bis jetzt Geschäftsführer des Kulturpalastes in Wiesbaden und ist damit ist der Szene von Theater, Konzerten und Lesungen tief vernetzt. Glasenhardt wird allerdings bei der Mainzplus Citymarketing angestellt sein und wohl nicht nur das KUZ betreuen. Damit dürfte spannend werden, ob das KUZ 2.0 tatsächlich die unabhängige Linie des alten Kult-Clubs fortführen kann.

KUZ Koordinator Ulf Glasenhardt vor dem Stadtwerke Haus
Der neue KUZ-Koordinator: Ulf Glasenhardt vom Kulturpalast Wiesbaden – Foto: gik

Mit Glasenhardt sei es gelungen, einen absoluten Fachmann für die Aufgabe zu gewinnen, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling am Donnerstag bei der Vorstellung des Neuen. Mit dem Kulturpalast sei er mit einer Einrichtung vertraut, die ebenfalls Lesung, Partys und Kultur verbinde, das „verbinden wir mit dem soziokulturellen Kern des KUZ“. Glasenhardt war einer von rund 20 Bewerbern, die meisten seien aus der Region gekommen, sagte Ebling. Das KUZ wiederum solle auch in seiner neuen Form nach dem anstehenden Umbau  „eine Fläche bleiben, wo man etwas ausprobieren kann“, betonte Ebling: „Wir brauchen so was, wie das KUZ war und sein wird.“

Die Kult-Location hatte ja zum 31.12.2015 nach 35 Jahren ihre Tore geschlossen, die alten Betreiber hatten keine rechte Basis mehr zum Weiterbetrieb gesehen. Dabei war das KUZ einst DIE Anlaufstelle für alle Studierende, Jungvolk und alle Jung gebliebenen mit seinen Parties wie Ü30 oder Dark Awakening. Dazu stand das KUZ für alternative, jugendlichen Kultur in Mainz – heute trifft die sich in Clubs wie dem Schon Schön oder verlagert sich in den Schlachthof nach Wiesbaden. Und offenbar schauen die Mainzer inzwischen begehrlich auf genau dieses Publikum und wollen dem Schlachthof die Mainzer wieder abjagen.

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„Wir wollen ein breites Spektrum für die Veranstaltungen“, betonte August Moderer, Chef der Mainzer Citymarketing GmbH. Mit Glasenhardt habe man „jemanden gefunden, der die Szene lebt“, man habe ihn wegen seiner Erfahrungen im Kulturpalast ausgewählt, „Ähnliches wollen wir hier auch machen“, sagte Moderer. Doch offenbar gehen im Citymarketing die Ideen über die künftige Ausrichtung des KUZ ein wenig auseinander.

KUZ von außen
Aus dem alten KUZ soll das KUZ 2.0 werden – Foto: gik

Glasenhardt soll nämlich unter Ludwig Jantzer arbeiten, dem Chef des Frankfurter Hofes, und der sagte bei der Vorstellung, Glasenhardt solle „sich orientieren, wie es im Frankfurter Hof funktioniert.“ Ziel seien mehr Livekonzerte für Jüngere, eine Verankerung in der modernen Musikszene und weniger Ü30-Parties. „Prinzipiell wollen wir erreichen, dass weniger Studenten am Wochenende nach Wiesbaden fahren und hier wieder eine Heimat haben“, sagte Jantzer.

Ein Teil des Programms, räumte Moderer ein, könne „auch von Mainzplus kommen“, und fügte noch hinzu, Glasenhardt werde sich „in erster Linie“ um das KUZ-Programm kümmern. In erster Linie – das sind nicht 100 Prozent, offenbar soll Glasenhardt seine Kapazitäten auch anderen Dingen widmen. So musste Ebling sogar einhaken und betonten, es werde, wie versprochen, einen eigenen Kulturbeirat fürs KUZ geben, an den Grundlagen für das neue-alte Kulturzentrum werde nicht gerüttelt.

Klar ist: Die alten Konzepte trugen nicht mehr, das KUZ braucht frischen Wind und neue Ideen. Wie aber Live-Konzerte mit den auf Konfrontation ausgerichteten Nachbarn der Winterhafen-Edel-Bebauung zusammengehen, das ist weiter ungelöst. Und versprochen war, dass das KUZ Kulturzentrum für die Mainzer Bürger bleibt, für Abiparties, Treffen von Initiativen und niedrigschwelliger Kultur.

KUZ Eingangsbereich innen
Der Eingangsbereich des alten KUZ, künftig wird hier die Veranstaltungshalle sein – Foto: gik

„Kultur darf viel und soll viel“, sagte Glasenhardt schließlich selbst und betonte, er sei früher selbst sehr oft Gast im alten KUZ gewesen. Partykonzepte, Kultur-Formate, eine Kooperation mit der freien Theaterszene, all diese Dinge liegen ihm im Blut – Glasenhardt schmeißt seit 13 Jahren den Kulturpalast in Wiesbaden. Und der hat mit einer Mischung aus Lesungen und Konzerten, Theater und Partie sind der Tat eine sehr ähnliche Ausrichtung.

Er freue sich riesig, ein Teil des neuen KUZ zu sein, sagte der Wiesbadener bescheiden: „Das ist eine einmalige Chance.“ Und nach 13 Jahren sei es auch mal Zeit für einen beruflichen Wechsel. Ein Kulturzentrum, meinte Glasenhardt noch im Gespräch mit Mainz&, müsse für alle Altersgruppen Angebote machen – aber natürlich seien die 40.000 Mainzer Studierenden eine attraktive Zielgruppe… Zum 1. Dezember soll Glasenhardt nach Mainz kommen. „Ich bin sehr froh und sehr motiviert“, fügte er noch hinzu.

Das KUZ wird derzeit noch leer geräumt, bis zum 31. März sollen die Bauarbeiter das Gebäude übernehmen. Dann werden Statik von Gebäude und Decke ertüchtigt, der alte Anbau abgerissen und das Haupthaus innen zu einer neuen Veranstaltungslocation umgebaut. Noch 2017 soll Wiedereröffnung sein, hieß es am Donnerstag. Wir sind gespannt…

Info& auf Mainz&: Ausführliche Infos zum Umbau des KUZ, zum Konzept des neuen KUZ 2.0 und zum Konflikt mit den Winetrhafen-Anwohner findet Ihr in diesem Mainz&-Artikel.

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