Das ist happig: Die Wirtschaft in Mainz und Wiesbaden schätzt, dass die gesperrte Schiersteiner Brücke pro Tag einen Schaden von rund 1,4 Millionen Euro verursacht. Darin eingerechnet: Umwege durch die Brückensperrung, zusätzlicher Zeitaufwand für die Umwege sowie Stauzeiten. Das sei „eine kleine Katastrophe“, sagte der Hauptgeschäftsführer der IHK Wiesbaden, Joachim Nolde, am Montag in Mainz.Nicht auszudenken, was geschehe, wenn die Brücke komplett gesperrt bleibe…

Die gesperrte Schiersteiner Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden verursacht erhebliche Kosten in der Region - Foto: gik
Die gesperrte Schiersteiner Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden verursacht erhebliche Kosten in der Region – Foto: gik

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) in Wiesbaden hatte sich mal hingesetzt und gerechnet, heraus kamen wahrhaft beeindruckende Zahlen: 79.205 Pkws sowie 6.120 Lkws fuhren pro Tag über die Schiersteiner Brücke, damit sind das noch mehr als die 80.000, die uns bisher genannt worden waren. Die neuen Zahlen stammen aus der  Pendlerstatistik der Bundesagentur für Arbeit, die offenbar auf Zählungen auf den Rheinbrücken zurückgreifen kann. Übrigens pendeln entgegen der gefühlten Situation tatsächlich fast genau so viele Mainzer zum Arbeiten nach Wiesbaden wie Wiesbadener nach Mainz.

Diese 79.205 Pkws müssen nun jeden Tag einen Umweg von insgesamt 1,2 Millionen Kilometern fahren. Hochgerechnet mit den üblichen 0,65 Cent pro Kilometer macht das allein 360.000 Euro aus. Dazu habe er damit gerechnet, dass jeder Pkw im Schnitt eine halbe Stunde im Stau stehe, sagte der Verkehrsexperte der IHK Wiesbaden, Klaus Schröter. Wie Ihr sicher wisst, dürfte das eher noch einen Untergrenze sein…

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Stau auf der Theodor-Heuss-Brücke, das kostet Zeit, Nerven - und Geld - Foto: gik
Stau auf der Theodor-Heuss-Brücke, das kostet Zeit, Nerven – und Geld – Foto: gik

Allein die Zeit für den Umweg koste täglich 180.000 Euro, die halbe Stunde im Stau noch einmal 713.000 Euro, rechnete Schröter vor – macht zusammen 1,2 Millionen Euro an Schäden nur für die Autofahrer. Bei den Lastwagen komme nach derselben Methode Verluste von 216.000 Euro pro Tag an Schäden zusammen, damit verursacht die kaputte Brücke pro Tag einen Schaden von rund 1,4 Millionen Euro.

Damit summiere sich der Schaden pro Jahr auf 312 Millionen Euro, die Baukosten für die neue Schiersteiner Brücke von 216 Millionen Euro hätten sich somit schon nach acht Monaten amortisiert.

Für alle neuen Mainz&-Leser sei noch einmal gesagt, dass die Schiersteiner Brücke seit dem 11. Februar voll gesperrt ist, weil bei Bauarbeiten ein Pfeiler absackte und sich die Fahrbahn um 30 Zentimeter absenkte. Seither bilden sich täglich Staus von bis zu 16 Kilometern, weil nur noch zwei Rheinbrücken zur Verfügung stehen. Die beiden IHKs aus Mainz und Wiesbaden – bisher agierten die eher getrennt 😉 – fordern deshalb auch ein schnelles Krisenmanagement der Länder Hessen und Rheinland-Pfalz.

Die kaputte Vorlandbrücke müsse schnellstmöglich repariert und auf weitere Problemstellen untersucht werden, sagte der Mainzer IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Weitere Schäden müssten unbedingt ausgeschlossen werden. Und die IHKs fordern den kompletten sechsspurigen Ausbau von der Rheinbrücke bis zum Autobahndreieck Mainz. Dieser sechsspurige Ausbau ist ja in Mainz umstritten, hier hatte man sich ja auf eine „4+2“-Lösung verständigt, die aber der Bund nicht will. Mehr dazu findet Ihr in diesem Mainz&-Artikel. Es gehe nicht an, einen „Flaschenhals“ zu planen, kritisierte Jertz.

Neue Rheinfähre Budenheim und Walluf - Quelle hr info
Auch die Fähren kosten Zeit und Geld – Foto: hr info

Die derzeitigen Einbußen der Wirtschaft sind mit den 216.000 Euro Pro Tag sicher das untere Ende, denn die Unternehmen haben erhebliche Folgekosten durch längere Lieferzeiten und höheren Personaleinsatz. Für 16 Logistikunternehmen im Kreis Mainz „schätzen wir die Kosten auf 10.000 Euro pro Tag“, sagt Dirk Beenken, Geschäftsführer des Schott Music Verlags, der weltweit Noten und Partituren verschickt.

Da gebe es Unternehmen, die von vier Touren über den Rhein auf eine reduzieren mussten. Andere bräuchten mehr Fahrer, weil sich durch die längeren Fahrzeiten die Lenkzeiten verlängerten. Auch verzögerte Lieferfristen und Auftragsausfälle seien Folgen der Brückensperrung. „Wir versuchen, die Lieferungen an die Stauzeiten anzupassen“, sagt Beenken: „Im Moment ist in der Mitte des Tages ganz gut, deshalb streichen wir die Mittagspause.“

Überhaupt dankte Beenken, der Mitglied im Verkehrsuasschuss der IHK Mainz ist, den Arbeitnehmern: Die ständen morgens um 6.00 Uhr auf, um um sieben Uhr pünktlich bei der Arbeit zu sein, das sei großartig, lobte Beenken. Auch die Polizei bekam ein Lob weg für ihren täglichen Anti-Stau-Einsatz rund um die Theodor-Heuss-Brücke. „Macht das bitte so lange wie möglich weiter“, sagte Beenken, „das ist eine große Hilfe.“

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