Am Mainzer Hauptbahnhof sind zwei Mainzer Polizeibeamte rassistisch beleidigt worden, am helllichten Tag, von einem hoch aggressiven Mann. Der Vorfall ereignete sich schon Mitte Juli, die Mainzer Polizei machte sie an diesem Montag öffentlich. Der 25 Jahre alte Mann, ein Grieche, beschimpfte die Beamten als „Scheiß Ausländer“ und weigerte sich, mit ihnen auch nur zu reden – Vanessa B. ist dunkelhäutig, Murat A. hat einen türkischen Migrationshintergrund. Für Polizeipräsident Reiner Hamm Grund genug, am Montag vor die Presse zu treten und ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

Die beiden Mainzer Polizisten Murat und Vanessa mussten rassistische Beleidigungen erleben. - Foto: gik
Die beiden Mainzer Polizisten Murat und Vanessa mussten rassistische Beleidigungen erleben. – Foto: gik

Es schien eine ganz normale Personenkontrolle am Mainzer Hauptbahnhof zu sein: Ein junger Mann stritt sich mit seiner Freundin, schrie herum, wurde laut. Die beiden Mainzer Polizisten entschieden sich, den Mann zu kontrollieren. „Scheiß Bullen!“, schrie der, doch was dann kam, war selbst für die Beleidigungen gewohnten Polizisten neu: „Ich will mit Euch nicht reden“, schrie der Mann, „sondern mit DEUTSCHEN Polizisten!“ Und schrie den Beamten zu : „Scheiß Ausländer!“

Vanessa B. und Murat A. sind seit drei und vier Jahren Beamte der Mainzer Polizei, ihre Nachnamen sollen wir nicht nennen. Beide haben einen sogenannten Migrationshintergrund: Die dunkelhäutige Vanessa hat einen amerikanischen Hintergrund, Murat einen türkischen. „In so einem Ausmaß haben wir das zum ersten Mal erlebt“, berichtete der 29 Jahre alte Murat am Montag in Mainz auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz: „Wir hatten das Gefühl, dass der Mann das bewusst eingesetzt hat.“

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Rassismus nennt es der Mainzer Polizeipräsident Reiner Hamm, und betont: „Das ist aus meiner Sicht vollkommen inakzeptabel.“ Beleidigungen gehörten heutzutage zum Berufsalltag von Polizisten, „Respektlosigkeit, das beschäftigt uns“, sagte Hamm nun. Bis zu einem gewissen Grad müssten Polizisten damit umgehen können. Doch rassistische Beleidigungen auf so einer Ebene – das sei neu.

Vanessa und Murat, Beamte der Mainzer Polizei, berichten von rassistischen Beschimpfungen ihrer Person. - Foto: gik
Vanessa und Murat, Beamte der Mainzer Polizei, berichten von rassistischen Beschimpfungen ihrer Person. – Foto: gik

Fast 1.500 Polizeibeamte arbeiten im Bereich des Mainzer Polizeipräsidiums, wie viele davon einen Migrationshintergrund haben, kann Hamm gar nicht genau sagen: „Das wird bei uns nicht erfasst“, sagt er. Etwa 80 Beamte hätten einen Migrationshintergrund, schätzt er, fast 30 Nationalitäten seien darunter. Die Kollegen wollten „selbst nicht mit dem Label herumlaufen“, betont Hamm, doch für die Polizei seien sie durchaus wichtig: Es seien „Kollegen mit besonderen kulturellen Kompetenzen“, betont Hamm, vor allem mit sprachlichen Kenntnissen, „die uns im Alltag sehr weiter helfen.“

Vor einigen Jahren warb man in der rheinland-pfälzischen Polizei eigens um Kollegen mit Migrationshintergrund. Brücken bauen sollten sie, gerade hin zu großen Migrantengruppen wie etwa Deutsche mit türkischen Wurzeln. „Es kommt vor, dass ich von solchen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund als Verräter dargestellt werde“, berichtet Murat. Aber als Polizist als „Ausländer“ beschimpft zu werden – das habe dann doch eine andere Qualität. „Es war persönlicher, diese Form der Beleidigung“, sagt Murat, „nicht meine Uniform war gemeint, sondern ich als Person.“

Der Mainzer Hauptbahnhof. - Foto: gik
Auf dem belebten Bahnhofsvorplatz mit vielen Zuschauern spielte sich die Szene ab – für die Polizeibeamten sehr unangenehm. – Foto: gik

„Wir haben verbal dagegen gehalten und ihn darauf hingewiesen“, berichtet Vanessa, „alle Versuche, ihn zu beruhigen, haben aber nicht geholfen.“ Unangenehm sei die Situation gewesen, sagt die 27-Jährige – besonders auch, weil sich an jenem Nachmittag vor knapp vier Wochen viele Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz aufhielten und die Szene beobachteten. „Er war auf dieser „von Ausländern lass ich mir gar nichts sagen“ Schiene“, berichtet Vanessa.

Weil sich der Mann weiter hochaggressiv und laut verhielt und sich weigerte, auch nur mit den beiden Polizisten zu reden, riefen sie Verstärkung. “ Erst als die Kollegen dazu kamen, und die für ihn „Deutsch“ aussahen, hat er mit ihnen kommuniziert“, berichtet die Polizistin. Der Mann war offenbar polizeilich kein Unbekannter, seine Freundin berichtete den Polizisten, der 25-Jährige habe auch Alkohol getrunken. Pikant dabei: Der Mann hat selbst griechische Staatsangehörigkeit, bei der Durchsuchung fanden die Beamten ein großes Messer bei ihm.

Polizeipräsident Hamm will nun Strafanzeige wegen Beleidigung von Polizeibeamten stellen, gerade wegen der rassistischen Ausfälle. Rechtlich droht dem Mann lediglich eine Geldstrafe, doch Hamm geht es um mehr: Er wolle damit ein Zeichen setzen, betont er, eine Bestrafung erreichen. Und fügt hinzu: „Rassismus hat in der ganzen Gesellschaft nichts verloren.“

Info& auf Mainz&: Im Frühjahr startete eine Kampagne für mehr Respekt für die Arbeit von Polizei, Rettungskräften und Feuerwehr, sie will Bewusstsein wecken, dass diese Kräfte immer und jederzeit für die Bürger da sind. Die Kampagne läuft vor allem in den sozialen Medien, dort findet Ihr Beiträge dazu unter dem Hashtag #IMMERDA – mehr dazu lest Ihr hier.

 

 

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